Gewahrsamszelle
Gewahrsamszelle © Anna Martin Fotografie

Neubau der Polizeiinspektion in Gauting - Ein Ort der Sicherheit und Funktionalität

Im Mai 2019 erteilte das Bauministerium auf Grundlage des Bauantrags des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord dem Staatlichen Bauamt Weilheim den Auftrag, die Haushaltsunterlage Bau für den Neubau der Polizeiinspektion Gauting zu erstellen. Der Auftrag beschränkte sich zunächst darauf, die Interessen der Polizei im Verfahren der Bauleitplanung zu vertreten. Mit dem Schreiben des Bauministeriums vom Juli 2019 wurde der Vorbehalt aufgehoben, und die Planungsleistungen konnten über die Unterstützung der Polizei in Bezug auf die Festsetzungen des Bebauungsplans hinaus ausgeweitet werden.

Daraufhin stellte das Staatliche Bauamt Weilheim die Konzeption der Planung in Bezug auf die Bauleitplanung der Gemeinde Gauting auf und stimmte diese projektbezogen ab. Im Mai 2020 wurde die Projektunterlage baufachliche genehmigt. Der Auftrag zur Projektdurchführung wurde im Juli 2022 erteilt und umfasst genehmigte Gesamtkosten in Höhe von 8,6 Millionen Euro.

Im Herbst 2022 fand der erste Spatenstich unter Beisein von Herrn Sandro Kirchner, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium des Innern. Die Projektleitung wurde durch die für das Projekt zuständige Liegenschaftsabteilung des Staatlichen Bauamts Weilheim übernommen. Am Bau waren 27 Firmen für 21 Gewerke sowie acht Fachplaner/Prüfer beteiligt. Die gesamte Baumaßnahme unterstand durch diverse Einschränkungen wie die Corona-Pandemie, Preissteigerungen infolge des Ukrainekrieges und Insolvenzen von Firmen sowohl finanziellen als auch zeitlichen Gefährdungen. Der Kosten- und Terminrahmen konnte trotz der genannten Widrigkeiten eingehalten werden. Zum Zeitpunkt der Übergabe wurden 7,6 Millionen Euro verausgabt.

Die förmliche Übergabe des Neubaus fand im Dezember 2024 im Rahmen eines Festakts, wiederum im Beisein von Herrn Sandro Kirchner, statt. Dieser hob den Wert des neuen Dienstgebäudes als Investition in die innere Sicherheit hervor: „Mit diesem Neubau schaffen wir optimale Arbeitsbedingungen für unsere Polizei und stärken die Sicherheitsversorgung in der Region.“ Die Baukosten bezeichnete Kirchner als „bestens angelegtes Geld für die innere Sicherheit“.

Bis zum Bezug des Neubaus war die Polizeiinspektion Gauting in einem Gebäude der Gemeinde Gauting untergebracht. Die bestehende Anmietung wies erhebliche Defizite hinsichtlich der Sicherheit, der zur Verfügung stehenden Flächen und der Bausubstanz auf. Die Planungen zum Neubau der Polizeiinspektion hatten das Ziel, eine bedarfsgerechte Unterbringung der Polizei mit zeitgemäßen, dem Polizeidienst angepassten funktionalen Zusammenhängen zu schaffen.

Die neue Polizeiinspektion ist westlich des Stadtkörpers der Gemeinde Gauting verortet.

Um dem Gebäude mehr Präsenz und einen öffentlichen Charakter zu verleihen, wird auf einen Keller verzichtet und kostengünstiger in die Höhe gebaut. Das Dienstgebäude sowie die Nebenanlagen und die Einfriedung werden optisch mit dem Sockel des Gebäudes gefasst.

Strukturell gliedert sich die Polizeiinspektion geschossweise in einen öffentlichen Bereich mit Besucherverkehr (Zellen und Wache, Vernehmung) im Erdgeschoss sowie in zwei nichtöffentliche, hauptsächlich dem Verwaltungsablauf des Dienstbetriebs gewidmete Geschosse im ersten und zweiten Stock. Der Haupteingang führt über eine Schleuse ins Gebäude und befindet sich auf dessen Ostseite, mit Angliederung der Wache und des Dienstgruppenleiter-Raums. Die Funktionsräume entsprechen in ihrer Anordnung den Arbeitsabläufen des Dienstalltags. Innerhalb des Gebäudes erfolgt eine Unterteilung in Aufenthaltsräume und Funktionsräume, getrennt durch einen Mittelgang. Die Nebenräume sind nach Norden ausgerichtet, während sich Aufenthaltsräume wie Büros oder Sozialräume an der Südfassade orientieren. Der Innenraum besticht durch frische Farben und ein modernes Design.

Die Nutzungsart des Neubaus stellt erhöhte Anforderungen an die Sicherheitsaspekte der baulichen Anlagen. Deshalb wurden Begrünungen an Fassaden aufgrund des Gefahrenpotenzials bei Brandanschlägen sowie der Erfordernisse hinsichtlich der Überwachbarkeit des Komplexes ausgeschlossen. Um den Umweltschutz trotz der Vorschriften zu fördern, wurde ein Biodiversitätsdach geplant. Dieses bietet durch die extensive Bepflanzung nicht nur Futterstellen für Insekten, Schmetterlinge und Vögel, sondern zusätzlich artgerechte Nistplätze und Rückzugsbereiche. Hierzu wurden vegetationsfreie Flächen wie Sandlinsen, Grobkiesbeete, Steinanhäufungen und Totholz auf der Dachfläche des Nebengebäudes umgesetzt. Das Dach des Hauptgebäudes wird zur Installation einer Photovoltaikanlage genutzt. Die Wärmeerzeugung stellt eine Luft-Wärmepumpe sicher. Das Gebäude wird durch Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung be- und entlüftet. Da die Bauaufgabe weitere erhöhte Anforderungen hinsichtlich der mechanischen Widerstandsfähigkeit und Beschusssicherheit stellt und Brandanschläge nicht ausgeschlossen sind, ist der Neubau der Polizeiinspektion in Massivbauweise ausgeführt. Aufgrund der Eigenart der Nutzung ist das Gebäude abweichend von den energetischen Anforderungen des Ministerratsbeschlusses zum Passivhaus nach Gebäudeenergiegesetz geplant. Der Neubau unterschreitet die Vorgaben des GEG bezüglich des Primärenergiebedarfs von 82 kWh/m²a mit 31,1 kWh/m²a deutlich.

Laut dem Präsidenten des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, Günther Gietl, sind durch das neue Dienstgebäude die räumlichen Voraussetzungen für einen Stellenaufwuchs bei der Polizeiinspektion Gauting geschaffen, was somit mehr sichtbare Präsenz und mehr Bürgernähe ermöglicht.

Durch die Übergabe des Gebäudes erweitern sich die örtlichen Zuständigkeiten der Polizeiinspektion Gauting.

(Miriam Hengst, Abteilungsleiterin StBA WM)